Sächsische Justiz gefährdet den gesundheitlichen Zustand unseres inhaftierten Freundes und Genossen


Sächsische Justiz gefährdet den gesundheitlichen Zustand unseres inhaftierten Freundes und Genossen


Am Freitagabend den 02.06.23 wurde unser Freund und Genosse festgenommen und kam in
Polizeigewahrsam. Zusammen mit weiteren Genossen wurde er am nächsten Tag, Samstag den 03.06.23, einem Haftrichter vorgeführt. Dieser ordnete für alle Untersuchungshaft an.

Bereits bei der Vorführung vor den Haftrichter am 03.06.23, wies die Anwältin auf eine anerkannte
Schwerbehinderung und weitere Erkrankungen hin. Am Montag den 05.06.23 hätte unser Genosse einen wichtigen Arzttermin bei einem Facharzt für Neurologie gehabt, um seine bisherige Medikation mittels funktionsdiagnostischer Untersuchungen kontrollieren zu lassen. Die Anwältin beantragte, einen Facharzt hinzuzuziehen, um die dringend erforderliche ärztliche wie medikamentöse Versorgung sicherzustellen sowie ein EEG durchführen zu lassen. Ebenso informierte sie genau darüber, welche Medikation, also die Art, Dosis und Kombination der Medikamente, notwendig ist.

Sowohl die vorliegenden Informationen über seine Medikation, als auch die Notwendigkeit des dringend
erforderlichen Facharzttermins wurden von der Staatsanwaltschaft sowie der JVA offensichtlich nicht
berücksichtig. Den Anträgen wurde nicht stattgegeben.
Im Gegenteil, in der JVA Leipzig änderte die dort zuständige Ärztin eigenmächtig die Medikation, völlig
grundlos und ohne Kenntnis über seinen Krankheitsverlauf, was prompt zu einem schweren Anfall am
Montagabend führte. Der Genosse wurde daraufhin nach Borna, eine Kreisstadt 30km südlich von Leipzig, in ein Krankenhaus gebracht. Dort musste er aufgrund seines kritischen Zustands schutzintubiert werden. Zudem wurde ein intraossärer Zugang gelegt, das bedeutet ihm wurde ein Loch ins Bein gebohrt, da es anders nicht möglich war einen Zugang zu legen. Trotz dieser kurz zuvor stattgefundenen lebenserhaltenden Maßnahmen wurde unser Genosse bereits nach weniger als 24h wieder in die Haftanstalt zurückgebracht.

Woraufhin von der Anstaltsärztin erneut die Medikation geändert wurde, wieder entgegen der
fachärztlichen Anordnung. Das wiederholte Experimentieren mit dem Medikationsplan führte am Mittwoch den 07.06.23 zu einer weiteren Anfallsserie. Unser Genosse wurde daraufhin auf die Krankenstation der JVA Leinestraße verlegt, wo sein Lieblings-T-Shirt zerschnitten wurde. Nachdem im Haftkrankenhaus der JVA Leipzig keine sachgrechte Behandlung der Serie an Anfällen gegeben war, wurder er von dort ins Uniklinikum Leipzig gebracht und, wie schon in Borna, über den Schockraum in der Zentralen Notaufnahme als Notfall aufgenommen und zur intensivmedizinischen Betreuung der Intensivstation zugeführt. Die Ärzte erkannten, dass er die geänderten Medikamente nicht verträgt, was er selbst auch bestätigen konnte.

Auch beim zweiten Anfall innerhalb von 3 Tagen war eine Schutzintubation notwendig. Auf der
Intensivstation konnte er vorerst stabilisiert und wieder extubiert werden. Woraufhin er dann nach erneut weniger als 24h nach Eintreten des 2. Krampfanfalls zurück in die Untersuchungshaft überführt wurde. Die Ärzte empfehlen dringend viel Ruhe, wenig physischen und psychischen Stress und stabile, vertraute Verhältnisse. Dies ist unserer Meinung nach unter den Haftbedingungen nicht gegeben.


Wir sind traurig, wütend, schockiert und haben Angst um unseren Freund und Genossen!!


Bereits den ersten unnötigen Eingriff in seine Medikation betrachten wir als schwere Misshandlung mit
nicht abschätzbaren gesundheitlichen Folgen. Eine Medikamentenumstellung bei einer derart schweren
Form der Epilepsie und Dissoziationsstörung darf normalerweise nur im Anschluss an verschiedene
neurologische Untersuchungen und unter engmaschiger Kontrolle des gesundheitlichen Zustandes
stattfinden. Auf jegliche Untersuchungen wurde bei unserem Genossen jedoch verzichtet, die
bereitgestellten Informationen wurden ignoriert.
Wir verurteilen diese zutiefst mangelhafte und grob fahrlässige medizinische Versorgung! Die gravierende Verschlechterung seines Zustands wäre vermeidbar gewesen und ist Ausdruck eines kranken und absolut menschenverachtenden Justizsystems. Unser Genosse wird durch falsche Medikamente und mangelnde Versorgung kaputt gemacht. Wir sind schockiert und fassungslos darüber, wie sorglos hier mit einem Menschenleben umgegangen wird. Der vermeintliche „Rechtsstaat“ nimmt hier den Tod eines jungen Mannes ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf, um ein Exempel an der linken Bewegung zu statuieren und uns Angst zu machen!

Für eine sofortige Freilassung des inhaftierten Genossen!